Impulsschmiede

14.03.2025 – 3 Minuten Lesezeit

Zwischen Burnout und Sinnsuche: Wohin steuert Österreichs Arbeitswelt?

Karriere, Freiheit und Sinnfindung – Österreichs Selbständige und Unternehmer:innen balancieren täglich zwischen diesen Polen. Doch in einer ständig reizüberfluteten Gesellschaft vollzieht sich eine paradoxe Wende: Langeweile, lange Zeit negativ besetzt, entwickelt sich zum neuen Luxus. Warum ist das so, und was bedeutet das für unsere Arbeitswelt?

„Die permanente Beschleunigung unseres Lebens raubt uns Zeit für echte Erfahrungen.“

Überforderung als neue Normalität.

Noch nie waren psychische Belastungen und Überforderung so weit verbreitet wie heute. Laut aktuellen Studien in Österreich geben 4 von 10 Berufstätigen an, regelmäßig unter Stress und Druck zu leiden. Besonders junge Menschen spüren, dass der Druck, ständig erreichbar und aktiv zu sein, Spuren hinterlässt. Zahlen der österreichischen Gesundheitskasse belegen, dass psychische Erkrankungen mittlerweile auf Platz 2 der häufigsten Ursachen für Krankenstände liegen.

In einer Podcast-Folge von Lanz & Precht wird genau dieses Phänomen beleuchtet: Die junge Generation leidet zunehmend unter psychischem Druck und Überforderung, bedingt durch dauerhafte Erreichbarkeit, Selbstoptimierungswahn und ständiger Selbstinszenierung.

„Früher galt Langeweile als verschwendete Zeit. Heute ist sie ein Luxus, den sich nicht jede:r leisten kann.“

Langeweile: Von Problem zu Privileg.

Noch vor wenigen Jahren galt Langeweile als Zeichen fehlender Ambitionen – wer gelangweilt war, wurde rasch als unproduktiv oder gar faul abgestempelt. Inzwischen beobachten wir eine bemerkenswerte Umkehr: Langeweile ist der neue Luxus, den sich nur leisten kann, wer seine beruflichen und privaten „sieben Zwetschgen“ beieinander hat. Langeweile bedeutet heute: Ich bin angekommen, ich habe genug erreicht, um mir bewusst Auszeiten zu nehmen.

Wer kennt heutzutage noch das Gefühl echter Langeweile, wenn das Smartphone jede freie Sekunde besetzt? Langeweile ist heute das Synonym für freie Zeit, um Bücher zu lesen, zu reflektieren oder bewusste Momente mit der Familie zu verbringen. Immer mehr Menschen in Österreich entdecken gerade, wie wichtig genau solche Momente für nachhaltigen Erfolg und persönliche Balance sind.

„Wer ständig nur arbeitet, verliert den Sinn für das Wesentliche – und damit die Quelle von Kreativität.“

Work-Life-Integration statt Work-Life-Balance.

Der Begriff Work-Life-Balance hat längst Konkurrenz bekommen: Work-Life-Integration heißt das neue Konzept. Hier geht es darum, Privatleben und Beruf nicht strikt zu trennen, sondern sinnvoll und flexibel zu integrieren. Immer mehr Menschen experimentieren mit Modellen wie der 4-Tage-Woche, Homeoffice oder projektbezogener Arbeit, die Mitarbeitenden ermöglicht, Privatleben, Familie und Beruf harmonischer zu verbinden.

Unternehmen wie Google oder 3M zeigen seit Jahren eindrucksvoll, dass bewusste Freiräume am Arbeitsplatz Kreativität, Innovation und langfristige Mitarbeiter:innenbindung fördern können. Googles "20-Prozent-Projekt", bei dem Mitarbeitende regelmäßig Zeit für eigene Ideen und Projekte erhalten, führte unter anderem zur Entwicklung von Gmail.

„Sinn ist heute die wichtigste Währung, nach der junge Menschen streben.“

Sinn statt Status: Der neue Karrierekompass.

Wo früher Prestige und Karriere die wichtigsten Ziele waren, rücken heute Freiheit und persönliche Erfüllung in den Vordergrund. Laut einer aktuellen Studie von Deloitte Österreich wünschen sich 68 % der jungen Arbeitnehmer:innen in Österreich, einen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten – Geld und Titel treten zunehmend in den Hintergrund.

Die Herausforderung für Unternehmen: Junge Talente fordern nicht nur flexible Arbeitsmodelle, sondern erwarten, dass der Arbeitgeber klar definierte Werte vertritt. Selbständige nutzen diesen Trend bereits, indem sie Geschäftsmodelle etablieren, die nicht nur Profit, sondern auch gesellschaftlichen Mehrwert schaffen.

„Selbstverwirklichung ist das Privileg jener, die eine klare Perspektive auf ihr Leben haben.“

Unsere Meinung: Langeweile muss man sich verdienen!

Wir glauben, dass Langeweile heute keineswegs ein Zeichen von Trägheit, sondern ein hart erarbeitetes Privileg ist. Die Generation Smartphone kennt das Gefühl der echten Langeweile kaum noch – und genau deshalb wird sie wertvoll. Langeweile bedeutet heute für uns, dass man seine „sieben Zwetschgen beieinander“ hat. Sie signalisiert, dass beruflich und privat alles im Lot ist. Es bedeutet, wir haben Zeit gewonnen – um wieder bewusst Momente zu erleben, mit unseren Kindern zu spielen oder einfach nur da zu sein.

Die Generation Smartphone hat den Luxus der Langeweile fast verlernt, ständig begleitet von Ablenkung und Optimierungswahn. Wenn wir uns heute langweilen können, ist das ein klares Zeichen: Es läuft gut! Für Unternehmer:innen bedeutet das auch, sich diese Freiräume aktiv zu schaffen – als Ausdruck einer gesunden Balance und eines gelungenen digitalen Selbstmanagements. Langeweile ist ein Erfolgsindikator geworden – und ein Ziel, für das wir alle arbeiten sollten.

Bist du bereit, Langeweile als wertvollen Bestandteil deines Unternehmer:innen-Lebens zu entdecken? Bleib dran, reflektiere mit uns – denn Erfolg bedeutet heute mehr als volle Terminkalender.