Impulsschmiede

26.02.2025 – 4 Minuten Lesezeit

Wie sich Europa in einer neuen Weltordnung behaupten muss.

Trump ist zurück – und mit ihm eine Politik des wirtschaftlichen Drucks. Deals ersetzen Bündnisse, Handelskriege drohen. Europa muss sich fragen: Wie geht es ohne eine verlässliche US-Partnerschaft weiter? Für Österreich als Exportnation sind die Folgen weitreichend. Wird Europa zum Spielball oder entwickelt es endlich eine eigene Strategie?

Europas Zukunft zwischen Deals und Demokratie – Was bedeutet das für Österreichs Wirtschaft?

Die geopolitische Großwetterlage ändert sich rasant. Donald Trump ist zurück im Weißen Haus – und mit ihm eine Politik, die weniger auf Bündnisse, sondern mehr auf Deals setzt. Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass er persönlich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verhandeln wird, um eine Lösung für die Ukraine auszuhandeln. Ein Frieden wäre eine positive Entwicklung – doch welchen Preis müsste Europa dafür zahlen? Und was bedeutet es für Österreich, wenn sich die USA unter Trump wirtschaftlich und sicherheitspolitisch zunehmend aus Europa zurückziehen?

Der neue US-Präsident setzt auf Einzeldeals statt auf Bündnisse. Doch mit wirtschaftlichem Druck und Zöllen bekommt er oft, was er will.

Deal statt Bündnis: Die neue US-Außenpolitik unter Trump.

Trump ist ein Dealmaker, aber für ihn beinhalten Deals oft wirtschaftlichen Druck und Erpressungstaktiken. Er setzt seine Interessen durch Zölle, Handelsbarrieren und wirtschaftliche Sanktionen durch. Seine Außenpolitik wird stärker auf bilaterale Verhandlungen mit einzelnen Staaten fokussiert sein als auf multilaterale Abkommen. Für die EU, die ohnehin selten einheitlich auftritt, könnte dies bedeuten, dass einige Staaten bevorzugt behandelt werden, während andere zurückfallen.

In der neuesten Folge ihres Podcasts haben Richard David Precht und Markus Lanz diese Entwicklung erörtert. Die Hauptthese: Eine wirtschaftliche und sicherheitspolitische Abkopplung der USA von Europa könnte möglich sein. Europa müsse sich endlich die Frage stellen, welche Vision es für sich selbst hat, anstatt nur reflexartig auf die US-Politik zu reagieren.

Wenn die USA sich von Europa abkoppeln, bleibt die Frage: Hat Europa eine eigene Vision?

Was bedeutet das für Europa – und für Österreich?

Damit steht Europa vor einer Herausforderung: Ohne eine verlässliche Partnerschaft mit den USA muss die EU ihre wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Strategien neu überdenken. Inbegriffen ist die Frage, ob die enormen Investitionen in die Rüstungsindustrie langfristig finanzierbar sind oder ob es notwendig ist, alternative sicherheitspolitische Ansätze zu entwerfen.

Diese Entwicklungen sind für Österreich von entscheidender Bedeutung. Etwa 60 % der Einnahmen stammen aus dem Ausland, und knapp 33 % der Exporte gehen nach Deutschland. Der häufig angeführte Sager „Wenn Deutschland einen Husten hat, bekommt Österreich eine Lungenentzündung“ beschreibt die wirtschaftliche Abhängigkeit unseres Landes auf dramatische Weise. Falls Deutschland durch Trumps Politik wirtschaftlich geschwächt werden sollte – etwa durch Handelskonflikte oder einen Rückgang der US-Investitionen –, würde dies direkte Auswirkungen auf die Unternehmen in Österreich haben.

Eine weitere Gefahr besteht darin, dass sich die globalen Handelsströme wandeln. In Anbetracht der engeren Allianzen Chinas, Russlands und weiterer Länder könnte ein Europa, dessen Wirtschaftskraft abnimmt, zunehmend ins Hintertreffen geraten. Dies bringt für Unternehmen in Österreich eine Ungewissheit bezüglich der Lieferketten mit sich, sowie die Möglichkeit, dass Zölle ansteigen und die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts weiter abnimmt.

Aufrüstung allein ist keine Strategie. Europa braucht eine wirtschaftliche Vision, die über Reaktion hinausgeht.

Europas Antwort? Eine klare wirtschaftliche Vision!

Die Frage ist: Wie reagiert Europa darauf? Während in den USA und China die wirtschaftlichen Weichen klar gestellt werden, fehlt in Europa eine kohärente Strategie. Precht argumentiert, dass Europa nicht nur in Rüstung investieren sollte, sondern eine wirtschaftspolitische Vision entwickeln muss, die auf Innovation, technologische Souveränität und eine nachhaltige Industriepolitik setzt. Dies wäre nicht nur eine Antwort auf Trump, sondern auch auf den globalen Wettbewerb.

Österreichs Unternehmen sollten sich auf ein volatiles internationales Umfeld einstellen. Es könnte erforderlich sein, neue Absatzmärkte außerhalb Europas zu erschließen und die eigene Resilienz gegenüber geopolitischen Schwankungen zu stärken. Gleichzeitig könnte eine verstärkte Zusammenarbeit innerhalb der EU helfen, wirtschaftliche Risiken besser abzufedern.

Wenn Europa nicht forsch und klug handelt, wird es zum Spielball globaler Mächte – mit Folgen für Österreichs Unternehmen.

Europa muss JETZT handeln.

Trumps möglicher „Diktatsfrieden“ mag kurzfristig Stabilität versprechen, könnte Europa aber geopolitisch schwächen. Für Österreich als stark exportorientierte Wirtschaft bedeutet dies, sich auf veränderte Bedingungen einzustellen. Unternehmen müssen flexibler werden, neue Märkte ins Visier nehmen und Europa muss sich klar positionieren: Nicht als Spielball globaler Mächte, sondern als eigenständiger Akteur mit einer langfristigen wirtschaftlichen Strategie.

Denn wenn Europa jetzt nicht handelt, könnte es am Ende das Nachsehen haben – und Österreich mit ihm.